SO GEHT MAN UM MIT KURLIGEN PERSONALBERATERN
... die zehn goldenen Regeln.


Personalberater sind kurlige (helv. für seltsame) Wesen und haben einen schillernden Ruf: Menschen- und Sklavenhändler, Profit-Geier, unseriös, inkompetent, geldgierig, schlappes Gespräch und nie mehr was gehört, so tönt es allenthalben. Stimmt alles, hab' ich alles selbst erlebt. Es gibt die geldgierigen Schlitzohren, aber es gibt auch die Lieben und Netten, die ihre Arbeit ernst nehmen – auch wenn sie ebenfalls geldgierig sein sollten. Es gibt in der Branche krasse Unterschiede! Es kommt auf Sie an, denn jeder kriegt den Personalberater, den er verdient!

Wozu braucht's die eigentlich?

Personalberater sind das Schmiermittel des Arbeitsmarktes, sagt man, d.h. ohne sie geht die Welt nicht unter, mit ihnen gehts aber in Sachen Jobkarussell etwas einfacher – manchmal. In hohen Chargen werden alle Positionen, in Spezialgebieten je nachdem zig-Stellenprozente über Berater und Head Hunter besetzt.

Erfahrene Personalberater kennen viele Personalmenschen und Firmen, und zwar von innen heraus. Sie wissen viel über die Möglichkeiten einer Karriere und können Ihnen deshalb wertvollen Rat geben. Sie kennen Ihr Gehaltsniveau, sie wissen von vielen Stellen des grauen Marktes und verfügen über Insider-Infos, an die Sie alleine nie und nimmer drankommen. Das kann ausserordentlich nützlich sein. Aber wie können Sie so einen Berater optimal für sich einspannen und wann wirds gefährlich?

Was tun die überhaupt?

Wir Personalberater verdienen Geld, indem wir Leute wie Sie finden und an Firmen vermitteln. Für unsere Kunden (das sind die Firmen, denn nur die Firmen zahlen) wollen wir möglichst genau die Richtigen finden. Und wenn wir die haben, dann sollen sie möglichst einen Arbeitsvertrag unterschreiben.

Entweder wir haben den Auftrag einer Firma, eine bestimmte Position zu besetzen. Das nennt man Auftragsgeschäft. Dann machen wir Inserate oder sprechen mögliche Kandidaten direkt an (Head hunting oder schöner Executive Search). Oder aber wir arbeiten im Auftrag von Stellensuchenden: Dann suchen wir die richtige Stelle für Sie. Das nennt man Erfolgsgeschäft. Man könnt's auch Job- Hunting nennen. Geld kriegen wir auch hier von der Firma, aber erst, wenn Sie dort einen Vertrag unterschreiben. Ist der Arbeitsvertrag nur auf Zeit, dann heisst das Temporärgeschäft und die Personalberatung engagiert Sie selbst und vermietet Sie an die Firma.

Das ist das Personalberatungs-Geschäft in zehn Zeilen. Die Berater-gilde macht deswegen immer ein Riesenbrimborium, damit alles schlauer tönt, aber alle machen genau das hier und nichts anderes.

Weil immer die Firmen zahlen, kommt es vor, dass gewisse Berater Sie gegen Ihre Interessen in eine Stelle rein zu manipulieren versuchen, aber das machen nur die Hässlichen, Bösen und Geldgierigen. Beobachten Sie Ihren Berater also genau! So was spürt man. Wenn er Sie zu sehr bedrängt und mit abenteuerlichen Argumenten daherkommt, dann aber hallo und aufgepasst:

Ich selbst hatte Philosophie und Literatur studiert und war ein blutjunger, ahnungsloser Journalist mit gerade mal zwei Jahren Berufserfahrung. Ein Personalberater, mittlerweile is' er pleite (komisch), wollte aus mir den Marketingverantwortlichen eines Deponie-Technologie-Unternehmens machen. Er hat aus seinem Zauberhut die skurrilsten Gründe hervorgekramt, weshalb gerade ich der Mann für die Müllkippe sei. Ich war so jung und von dem neuen Wort Marketing so fasziniert, dass ich ihm fast geglaubt hätte. Dann würde ich Ihnen hier jetzt erhellen, was in der Finsternis eines Abfallhaufens vor sich hingärt und wie man daraus mit neuster Technik sogar Babynahrung machen könnte – aber wahrscheinlich hätt ich schon lange Selbstmord begangen.

Damit auch Sie nicht auf dem Kompost landen, ohne es zu merken, hier die wichtigen golden rules zum Umgang mit Personalberatern:

Nr. 1: Nur seriöse Unternehmen konsultieren
Arbeiten Sie nur mit ausgewiesenen Unternehmen und Beratern zusammen. Der Personalberater verkauft Sie schliesslich an Ihren zukünftigen Arbeitgeber – und wer kauft schon einem Ekel was ab. Vertrauen Sie Ihrem Gefühl: Wenn Sie innerlich Njet sagen zu einem Personalberater, dann sagt das auch ein potenzieller Arbeitgeber. Der Ruf des Beraters färbt auf Sie ab. Ist er ein schwarzes Schaf der Branche, dann werden Sie auch eins, määäh.

Nr. 2: Fragen Sie nach seinem Spezialgebiet
Was nützt Ihnen der schönste Consultant, wenn er von Ihrem Fachgebiet keine Ahnung hat. Wie soll er Sie verkaufen, wenn er schlicht nicht weiss, was Sie eigentlich den ganzen Tag lang so machen, und wenn er die Firmen nicht kennt, die für Sie am inte-ressantesten sind. Rufen Sie am besten vorher an und fragen Sie nach. Tönt es nach Feld-Wald-und-Wiesen-Vermittlung, dann rate ich zur Vorsicht. Wer auf allen Hochzeiten tanzt, den sollte man nicht heiraten! Zu Deutsch: Der versteht von allem herzlich wenig.

Nr. 3: Sagen Sie ruhig Nein
Trauen Sie sich ruhig, einen Personalberater abzulehnen, wenn er Sie als Mensch, Berater und Verkäufer oder von seiner Fachkompetenz her nicht überzeugt. Wir sind zwar sensible Wesen, aber um unsere zarten Seelen gehts hier nicht, sondern um Ihre Zukunft, und das ist keine Nebensache. Wenn er Sie nicht überzeugt, wird er auch keinen Personalmenschen überzeugen.

Nr. 4: Das Beratungsgespräch nutzen
Beim Gespräch mit einem Consultant läuft eigentlich dasselbe ab wie sonst in einem Interview: Sie beWerben sich, vergessen Sie das nicht! Wenn Sie den Personalberater nicht überzeugen, wird er sich nicht für Sie ins Zeug legen.
Aber: Wir sind auch Ihre persönlichen Berater, Sie dürfen uns also o e chlei ids Schilé gränne (helv. für auch ein bisschen ins Jacket heulen), soll heissen, Probleme ansprechen und um Rat fragen: “Wie soll ich mich verhalten, was soll ich sagen wenn, wie bewerten Sie dieses Zeugnis, was für ein Gehalt soll ich fordern, welche Ausbildung wär noch sinnvoll, was halten Sie von Firma x und y, ich habe immer den Drang, meine Chefin ins Bein zu beissen, warum hasst sie mich bloss etc.”

Fragen Sie diese Fragen bedenkenlos, gute Consultants können Ihnen wirklich weiterhelfen. Dafür sind wir da. Aber achten Sie darauf, dass Sie dabei den Glauben des Personalberaters an Sie nicht zerstören (z.B. das mit dem ins Bein beissen, naja).

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